Nach coronabedingter Zwangspause haben wir uns entschieden wieder an der diesjährigen Theaternacht in Hamburg teilzunehmen. Unsere Teilnahme im Jahre 2019 förderte das äußerst sehenswerte Stück „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky zu Tage und so waren wir gespannt, was wir dieses Mal entdecken würden.
Wie funktioniert die Theaternacht in Hamburg?
Entweder vorab online oder in Person vor Ort an einem der teilnehmenden Spielstätten hat man die Möglichkeit sich ein Ticket für die Theaternacht zu kaufen.
Kostenpreis in diesem Jahr: € 17,- regulärer Preis pro Person.
Dieses Ticket ist zum Einen die Eintrittskarte in alle teilnehmenden Theater und zum Anderen eine Fahrkarte für diesen Tag, damit man auch schnell und einfach zu den verschiedenen Orten gelangen kann.
Dieses Jahr haben 36 Theater ihre Pforten geöffnet und ein buntes Programm angeboten, welches zumeist aus kurzen Teasern oder Programmausschnitten aus der aktuellen Spielzeit besteht.
So ist die Theaternacht perfekt dazu geeignet, um kurz in das Stück zu schnuppern und Kontakt mit den Theatern und Schauspieler:innen aufzunehmen.
Leider ist eine Nacht zu kurz, um alles mit zu machen, daher muss man eine Auswahl treffen.
Unsere Theater-Auswahl für 2022
Wir haben uns bei der Auswahl unseres persönlichen Programms an unserer Tour aus 2019 orientiert und das Ernst Deutsch Theater als Startpunkt gewählt und ebenfalls die Kammerspiele sollten wieder Teil unseres Abends werden.
Ernst Deutsch Theater
Im Ernst Deutsch Theater haben wir uns Ausschnitte aus gleich zwei Stücken angeschaut.
Einmal „Gespenster“ von Henrik Ibsen — aber entweder war der vorgetragene Ausschnitt ungünstig gewählt oder es spricht uns einfach nicht an. Eine Art Familien-Drama, wie es scheint mit zahlreichen Irrungen und Wirkungen und persönlichen Verflechtungen der Protagonist:innen.
Da heb ich irgendwie nicht so recht den Zugang zu gefunden.
Und wo wir schon mal da waren, haben wir uns auch noch „Morgen kann kommen“ mit Ildikó von Kürthy angeschaut — deutlich zugänglicher und doch sehr unterhaltsam, wenngleich mir im Ausschnitt der Tiefgang fehlte. Aber der kommt ja vielleicht im gesamten Stück?
Bemerkenswert beim Ernst Deutsch Theater war, dass sie die Stücke den ganzen Abend über von Gebärdensprache-Dolmetscherinnen begleiten ließen. Wirklich eine tolle Sache!
The English Theatre Of Hamburg
Als nächstes und weil es auch wirklich direkt um die Ecke ist, führte uns unser Weg ins englische Theater in Hamburg. Es sollte uns ein Ausschnitt aus „The Great Expectations“ von Charles Dickens erwarten.
Üppig kostümiert mit multimedial pfiffig aufgeteilter Bühnendeko sahen wir ein reichhaltig ausgestaltetes Stück in bestem Dickens-Englisch. Es wurde sogar noch gesungen!
Alles in allem war es mir aber etwas zu schräg.
Ohnsorg-Theater
Danach ging es mit dem Theaternacht-Shuttlebus ins Ohnsorg-Theater für einen Ausschnitt aus dem plattdeutschen Stück „Match me if you can – Ik bün al hier“ mit Nele Larsen und Markus Gillich.
Herrlich süffig-amüsante, leichte und sehr unterhaltsame Kost mit viel Humor und Gesangseinlagen.
Wirklich gut!
Hamburger Kammerspiele
Eigentlich wollten wir danach ins „Mehr! Theater am Großmarkt“ für einen Ausschnitt aus Harry Potter, jedoch konnte dies aufgrund des regulären Spielbetriebs leider nicht umgesetzt werden, weshalb sich die Theaternacht dort auf eine Führung hinter die Kulissen und eine Autogrammstunde mit den Schauspieler:innen beschränkte — das war nun irgendwie nicht so unser, weshalb wir lieber die Kammerspiele als letzte Station unseres Abends aufgesucht haben.
Dort gab es einen Ausschnitt aus der Lesung „Die Vodkagespräche“ mit Karoline Eichhorn und Catrin Striebeck. Ein bisschen viel Geschrei für meinen Geschmack, der Ausschnitt lässt aber eine feine Dramaturgie des Stückes vermuten. Vielleicht ist das mal was.
Fazit
Mit diesen vier Spielstätten haben wir die sechs Stunden der Theaternacht gut ausgefüllt und konnten uns seit Langem endlich mal Kultur gönnen. Das hat richtig gut getan und macht durchaus Lust auf mehr!
Wir werden die Tage mal die verschiedenen Theaterprogramme studieren, insbesondere auch von den Theatern, die wir leider nicht mehr besuchen konnten.