Am 23. März hat Pinterest seine Nutzungsbedingungen erweitert (Blogbeitrag) und darin unter anderem (Copyrights & Co. lassen grüßen) verkündet, aktiv gegen Pins vorzugehen, die zur Selbstverletzung aufrufen.
Das scheint auf den ersten Blick logisch und willkommen, doch betrifft es nicht ausschließlich Pins, die zu Selbstmord oder Ritzen aufrufen, wie man es vielleicht zunächst vermutet, sondern greift auch bei sogenannten Thinspos.
Was sind Thinspos?
Ein Thinspo ist meist ein Foto, manchmal mit Text dekoriert, welches stark untergewichtige Personen darstellt und dazu motivieren soll, selbst genauso wenig zu wiegen.
Einfache Googlesuchen nach Thinspo oder Thinspiration liefern solche Seiten in Mengen aus (dito Flickr).
Das Thinspiration-Movement definiert und vergleicht sich im Netz über fünf Werte:
- CW (Current Weight) -> aktuelles Gewicht
- HW (Highest Weight) -> Höchstgewicht
- GW1 (Goal Weight 1) -> Wunschgewicht 1
- GW2 (Goal Weight 2) -> Wunschgewicht 2
- UGW (Ultimate Goal Weight) -> Ultimatives Wunschgewicht
Thinspos sind unbestreitbar im Bereich der Essstörungen und der Magersucht anzuordnen und diese Erkrankungen schaden nachweislich dem Körper und führen auf lange Sicht zum sicheren Tode.
Damit fallen sie eindeutig unter Motivation zur Selbstverletzung und werden, nachdem Tumblr es vorgemacht hat, nun auch von Pinterest geblockt.
Zensur oder nicht?
Streng genommen werden Inhalte zensiert und somit handelt es sich um Zensur – doch warum stelle ich das dann überhaupt in Frage?
Die Frage ist ja, wo es hinführt. Fotos von magersüchtigen Deerns und Jungs möchte man sich vielleicht nicht ansehen – aber ich meine: dann lässt man es einfach sein.
Denke ich auch so über Kinderpornographie? Nein. Kinderpornographie ist eine Straftat und explizit verboten. Massiv abzunehmen, abnehmen zu wollen und nach Motivationen suchen oder eine Krankheit haben ist weder eine Straftat noch ist es verboten.
Es sollte jedem selbst überlassen sein, sich die Bilder anzusehen oder dem Thema aus dem Weg zu gehen. Ich finde nicht, dass es nötig ist, wie bei Pinterest durch sogenannte Anti-Thinspos geschehen, Jagd auf Essgestörte zu machen.
Essstörungen sind meist Suchtkrankheiten und wie bei jeder Sucht gibt es Menschen, die aussteigen wollen und Menschen die sich darin feiern – bis sie irgendwann aussteigen.
Und genauso wie Fotos von Alkoholabhängigen oder Joint-rauchenden Jugendlichen nicht geblockt werden, sollten Thinspos auch nicht geblockt werden.
Mein Vorschlag für den Weltfrieden
Damit ihr mir folgen könnt, hole ich mal kurz etwas aus: das Startup Desktoppr bietet ihren Usern die Möglichkeit über die Dropbox Bildschirmhintergründe hoch- und herunterzuladen und auf der Webseite zu bewerten und sich stets mit frischen Wallpapers zu versorgen. Auch Desktoppr hat Probleme mit pornographischen Inhalten und Thinspos gehabt.
Die Lösung von Desktoppr
Bei Desktoppr wählt man über ein Dropdown aus, ob NSFW-Bilder (not safe wor work) angezeigt werden sollen oder nicht. Wer sowas nicht sehen will, kann es also mit einem Mausklick ausblenden.
Diese Lösung ließe sich auch bei Pinterest einbinden und jeder der keine Thinspos sehen möchte, lässt sich die Pins eben ausblenden. Easy as that!
Der derzeitig angezeigte Hinweis von Pinterest auf eine Info- & Beratungs-Hotline finde ich übrigens gut und bin durchaus dafür, dass dieser erhalten bleibt.
Doe Inhalte sollten aber zusätzlich angezeigt werden – sonst gehen die Thinspos einfach woanders hin.
Quelle Artikelbild: creative-commons by Rebecca Dufendach