Die Maßnahmen, die im Jahre 2020 ergriffen wurden, waren allesamt hemdsärmelig und provisorisch.
Das ist für eine vorübergehende Krise auch durchaus angemessen und meine Toleranz gegenüber dabei gemachten Fehlern ist dementsprechend groß.
Insbesondere im Frühjahr wurde hektisch alles geschlossen, was nicht bei drei auf den Bäumen war.
Der Lockdown light/medium und der Jahreswechsel-Lockdown waren da schon etwas zielgerichteter. Dennoch lässt sich auch dort wieder etwas zum Meckern finden, aber darum soll es hier gar nicht gehen.
Was mir gerade durch den Kopf geht
Angesichts der aktuellen Mutationen des SARS-CoV-2-Virus beschäftigt mich der Gedanke, was wäre wir es hier gar nicht mit einer Pandemie zu tun haben, sondern mit mehreren und für die Menschheit gerade ein „Pandemie-Zeitalter“ anbricht?
Auch wenn es nervt, sich von Lockdown zu Lockdown zu hangeln, so scheint dies im ersten Moment eine angemessene Maßnahme zu sein, um das Infektionsgeschehen wieder unter Kontrolle zu bekommen und möglichst viele Menschenleben zu schützen.
Die inzwischen um Corona-Warn-App und Lüften ergänzte AHA-Regel für Abstand, Hygienemaßnahmen und Alltagsmaske ist zur AHACL-Regel mutiert. Diese Verhaltensrichtlinien helfen uns aktuell dabei, so la la durch die Corona-Pandemie zu kommen.
Sofern uns die Klimakrise da keinen beschleunigten Strich durch die Rechnung macht, ist jedoch zu befürchten, dass Corona nicht die letzte Pandemie sein wird, mit der wir uns beschäftigen müssen.
Was wäre, wenn die Menschheit nun in ein Pandemie-Zeitalter übertritt?

Die aktuellen Maßnahmen sind in ihrer zeitlichen Ausdehnung stark begrenzt. Auf Dauer können wir wir es uns nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem auch gesellschaftlich nicht leisten, sozial relevante Einrichtungen geschlossen zu halten und uns möglichst lange aus dem Weg zu gehen.
Sollten wir es in naher Zukunft also neben womöglich weiterer Mutationen von SARS auch noch mit anderen Viren, wie z.B. dem aktuellen Favoriten bei Virologen, dem MERS-Virus, zu tun bekommen, haben wir ein echtes Problem.
Im Pandemie-Zeitalter müssten wir uns dringend mit den Ursachen beschäftigen und versuchen, das Aufkeimen neuer Viren zu verhindern.
Während die genauen Ursprünge des SARS-CoV-2-Virus noch nicht final geklärt sind, deutet momentan vieles darauf hin, dass das Virus vom Tier (welches auch immer) auf den Menschen übergegangen ist. Mit dem HI-Virus hat sich so etwas bereits früher ereignet und im Angesicht einer globalisierten Welt, deren Waren und Menschen sich im ständigen Austausch miteinander befinden, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Virus die Anpassung an den menschlichen Organismus bewältigt.
In der Massentierhaltung leben tausende Tiere auf engstem Raum in direktem Kontakt mit dem Menschen. Dem verdanken wir schon jetzt antibiotikaresistente Keime, die es sich bereits im Grundwasser bequem gemacht haben.
Hinzu kommen zahlreiche Vorerkrankungen des Industrie- und Wohlstandzeitalters, wie Übergewicht, Asthma, Allergien, Herzleiden oder sonstige Krankheiten, die nicht zuletzt auch mit der höheren Lebenserwartung (die im Mittelalter mal bei rund 40 Jahren lag) und Überalterung der Gesellschaft einhergehen.
Gesundheit höher priorisieren als Wirtschaft

Die Lösung dieses Dilemmas müsste meiner Meinung sein, dass die Gesundheit der Bevölkerung höher priorisiert wird, als das wirtschaftliche Wachstum.
In meinen Augen schlagen wir damit auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, denn die Fokussierung auf eine gesunde Bevölkerung wirkt sich in vielerlei Hinsicht sicherlich auch positiv auf die Klimabilanz aus.
Mit dem Begriff einer „gesunden Bevölkerung“ meine ich übrigens nicht vorrangig höhere Löhne für den Gesundheitssektor, bessere medizinische Versorgung und anderen Pipapo (obwohl das natürlich auch wichtig und richtig wäre), sondern einen Wechsel des Mindsets!
Die grundlegende Denkweise und Mentalität muss sich ändern
Wir haben auf lange Sicht nicht viel gewonnen, wenn wir in der Impfstoffentwicklung immer besser werden und für all die Wohlstandserkrankungen bessere Medizin entwickeln, dabei die Bevölkerung aber genau so anfällig für Krankheiten bleibt, wie sie es heute ist.
Machen wir uns nichts vor: Menschen werden nun mal krank und das wird man so schnell auch nicht ändern können. Eine mögliche Lösung könnte aber sein, dass wir unser gesamtes System so organisieren, dass die Gesundheit im Mittelpunkt steht. So schaffen wir die Möglichkeit einer breiten gesundheitlichen Resilienz der Bevölkerung.
Aber die Wirtschaft!

Je gesünder die Bevölkerung wird, desto weniger harte Lockdown-Maßnahmen müssen im Falle einer Pandemie ergriffen werden, desto weniger müssen wir uns um ein kollabierendes Gesundheitssystem sorgen machen und desto marginaler fallen somit auch die wirtschaftlichen Schäden aus und das System erholt sich schneller wieder davon.
Mir liegen die konkreten Zahlen in ihrem gesamten Ausmaß leider nicht vor, ich bin mir jedoch sicher, dass, würde man die bisherigen Kosten der Corona-Pandemie, einmal aufsummieren, uns allen schwindelig werden würde. Wenn nicht bei den Ausgaben Deutschlands, dann spätestens bei den weltweiten Kosten dieser Pandemie.
Das stetige Streben nach unaufhörlichem Wachstum auf der Grundlage begrenzter Ressourcen ist eine Rechnung, die am Ende gar nicht aufgehen kann. Höher, schneller, weiter, ist ein schönes theoretisches Modell, welches in der Praxi jedoch mehr an ein Perpetuum Mobile erinnert, als es sich an der trüben Realität orientiert.
Nachhaltigkeit, Weitsichtigkeit und gegenseitige Rücksichtnahme würden es uns auch in einem Pandemie-Zeitalter ermöglichen, vorbereitet mit neuartigen Virusinfektionen umzugehen.
Was ich damit sagen möchte

Gar nichts.
Pandemie-Zeitalter hin oder her; egal, welch wirre Gedanken ich hier verfasse, nach Corona wird es recht schnell wieder so werden, wie vor Corona. Bis zur nächsten Krise. Wirtschafts-Krise, Virus-Krise, Klimakrise, whatever.
Wir sollten inzwischen gemerkt haben, dass wir so nicht weitermachen können. Das wird uns aber wohl nicht davon abhalten, nach Corona alle wieder ins Büro zu fahren, quer um die Welt zu jetten und billige Äpfel aus Übersee zu verspeisen.
Mit Glück nehmen wir ein paar Erkenntnisse für die Zukunft mit, lernen heute von gestern für morgen und machen dann einiges besser. Ich schaue aber mit Gräuel auf die anstehende Klimakrise und das butterweiche Rückgrat der Politik gegenüber der alles-beherrschenden Wirtschaft. Das werden wahrlich noch herausfordernde Zeiten, die uns da erwarten und man kann nur hoffen, dass uns keine weitere Pandemie bevorsteht.