Nachdem die erhoffte Wirkung des Lockdown light im November/Dezember ausblieb, sehen wir uns nun in Deutschland zum Jahreswechsel erneut einem „harten“ Lockdown gegenüber.
Vom 16. Dezember 2020 bis vorerst 10. Januar 2021 fährt das öffentliche Leben in Deutschland zum zweiten Mal während der Corona-Pandemie herunter.
Wieso schon wieder Lockdown?
Das Infektionsgeschehen hat nach den Herbstferien und dem Übergang in die Wintermonate wieder deutlich an Fahrt zugenommen. Mit dem Lockdown light wurde bereits im November versucht, die Lage zu beruhigen und weniger tägliche Neuinfektionen zu erzielen. Insbesondere ist dies wichtig, um die Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsämter weiter zu gewährleisten und natürlich die Intensivstationen nicht zu überlasten. Es bleibt die Zielsetzung, dass für jeden noch ein Intensivbett (inkl. Pflegekräfte) frei sein soll.
Leider hat der Lockdown light sein Ziel verfehlt. Nachdem sich zunächst das Infektionsgeschehen auf einem hohen Niveau eingependelt hatte, war Anfang Dezember wieder eine leichte Aufwärtstendenz zu erkennen. Der bis in den Januar hinein verlängerte „Lockdown light“ reicht nicht mehr aus, um das Gesundheitssystem vor einem Kollaps zu bewahren.
Und da viele Neuinfektionen mit ein paar Wochen Verzögerung immer auch zu mehr Intensivfällen führen und damit über kurz oder lang auch mehr Verstorbene zu beklagen sein würden, ist es nun so weit.
Zunächst sollten zwar noch die Weihnachtsfeiertage abgewartet werden und neue Beschränkungen erst danach greifen, aber gestern war es nun so weit und die Bundesländer haben sich mit der Bundesregierung auf einen recht harten Lockdown bereits ab dem 16. Dezember verständigt.
Was soll ein zweiter Lockdown bringen?
Das Ziel ist klar: die Zahl der täglichen Neuinfektionen muss spürbar runter. Bestenfalls sollte auch ein kleiner Puffer für die Nachwehen der Weihnachtsfeiertage aufgebaut werden. Ich persönlich rechne damit, dass die Zahlen ein paar Wochen nach Weihnachten noch einmal hochgehen — und schlimmstenfalls sogar ein paar Wochen nach Silvester ein weiterer Anstieg zu verzeichnen ist.
Ansonsten schieben wir eine immer größer werdende Welle an Intensivpatienten und früher oder später eben auch Verstorbenen for uns her.
Die Maßnahmen des zweiten Lockdown im Überblick
Nun zum wohl wichtigsten Punkt: worauf haben die Länder und der Bund sich geeinigt? Was bleibt erlaubt, was ist verboten?
Von regionalen Unterschieden abgesehen, stellen sich die beschlossenen, bundeseinheitlichen Maßnahmen für den zweiten Lockdown wie folgt dar:
Private Kontakte reduzieren
Es dürfen sich nur noch maximal fünf Personen aus maximal zwei Haushalten treffen, wobei Kinder unter 14 Jahren nicht mitzählen. Damit ist die Regel identisch zu der des Lockdown light
Der Einzelhandel
Folgende Geschäfte, hauptsächlich im Bereich der Körperpflege, werden geschlossen:
- Friseursalons
- Kosmetikstudios
- Massagepraxen
- Tattoo-Studios
- Restaurants
- Cafés
- Bars & Kneipen
Folgende Geschäfte des täglichen Bedarfs bleiben auch im zweiten Lockdown geöffnet:
- Lebensmittelläden
- Wochenmärkte
- Abhol- und Lieferdienste
- Getränkemärkte
- Reformhäuser
- Babyfachmärkte
- Apotheken
- Sanitätshäuser
- Drogerien
- Optiker
- Hörgeräteakustiker
- Kantinen
- Tankstellen
- Kfz-Werkstätten
- Fahrradwerkstätten
- Banken und Sparkassen
- Poststellen
- Reinigungen
- Waschsalons
- Zeitungsverkauf
- Tierbedarf
- Futtermittelmärkte
- Weihnachtsbaumverkauf und
- der Großhandel
Schulen und Kindertagesstätten
Hier wird es kompliziert: Schulen und Kindertagesstätten werden grundsätzlich geschlossen.
Die Präsenzpflicht wird ausgesetzt und remote Learning wird eingesetzt.
Eltern sollen für die notwendige Betreuungszeit zusätzlichen, bezahlten Urlaub erhalten.
Wenn Eltern die Betreuung ihrer Kinder nicht gewährleisten können, steht jedoch für alle unkompliziert eine Notbetreuung zur Verfügung.
Der Arbeitsplatz
Arbeitgeber sollen prüfen, ob Betriebsferien oder HomeOffice ermöglicht werden können.
Gastronomie & Alkoholbeschränkungen
Restaurants, Cafés, Bars und Kneipen bleiben geschlossen, dürfen aber Weiterhin Speisen Außer-Haus anbieten.
Kantinen dürfen weiter geöffnet bleiben, dort darf jedoch nicht mehr gespeist werden.
Das Trinken alkoholischer Getränke im öffentlichen Raum ist verboten.
Weihnachten im zweiten Lockdown
Für die Weihnachtsfeiertage werden die Kontaktbeschränkungen vom 24. bis 26. Dezember 2020 gelockert. Es darf sich dann ein Haushalt mit vier weiteren Personen aus beliebig vielen Haushalten treffen, so lange diese direkte Verwandte sind. Auch hier sind Kinder unter 14 Jahren wieder „frei“.
Religionen
Gottesdienste sind unter Beachtung der Abstandsregelungen von 1,5 Meter zwischen den Personen gestattet, sofern die gesamte Zeit über (also auch „am Platz“) Mund-Nasen-Masken getragen werden und auf Gesang verzichtet wird.
Alten- & Pflegeheime
Besuche nur noch mit negativem Testergebnis, medizinische Masken für Personal und Bewohner sowie mehrmals die Woche durchgeführte Corona-Tests bei der Belegschaft sollen die Bewohnenden dort schützen.
Reisen
Es wird dringend davon abgeraten zu Reisen, sonst gibt es aber keine harten Beschränkungen.
Silvester im zweiten Lockdown
Der Verkauf von Feuerwerk vor Silvester ist generell und bundesweit verboten, jedoch wird vom Zünden von Feuerwerk lediglich dringend abgeraten.
Am Silvester- und Neujahrstag gelten bundesweit ein An- und Versammlungsverbote sowie Feuerwerksverbote auf vielbesuchten Plätzen, die von den Kommunen festgelegt werden.
my 2¢
Nunja, wenn ich mir die Maßnahmen so anschaue, ändert sich, zumindest für mich, nicht viel.
Die einzigen Menschen, die wir noch persönlich treffen, sind unsere Nachbarn und das passiert immer fröstelnd draußen mit reichlich Abstand und viel frischer Luft um uns herum.
Seit März 2020 saß ich in keinem Bus mehr und seit Februar 2020 war ich nicht mehr in der Hamburger Innenstadt. Ungefähr im Februar war auch der letzte Restaurantbesuch und mit Feuerwerk hatten wir es eh nie so.
Da jedes Bundesland selbst noch weitere Einschränkungen beschließen kann, sollte das Infektionsgeschehen dies erforderlich machen, kann es also gut sein, dass der zweite Lockdown etwas bringt.
Sofern sich alle Nasen hier in diesem Land auch dran halten.
Persönlich glaube ich aber eher daran, dass die Zahlen erst nach Weihnachten merklich heruntergehen werden und Anfang Januar alles wieder hoch geht — denn dann müssten die Infektionen von Weihnachten „reif“ sein.
Mein Tipp: der zweite Lockdown wird verlängert. Sollte er nicht verlängert werden, ist mein Tipp, dass der Anstieg weitergeht, da alle dann wieder Skifahren wollen und sich herumtreiben.
Und damit meine ich nicht die dritte Welle, sondern nur die Verlängerung der zweiten.
Wie kann es im Januar weitergehen?
Vorbehaltlich einer möglichen Verlängerung, gilt der zweite Lockdown erstmal bis zum 10. Januar 2021.
Wie es danach weiter geht wird wohl maßgeblich vom Infektionsgeschehen abhängen. Sollte sich die Lage tatsächlich beruhigt haben, könnten wieder einige Lockerungen auf uns zukommen.
Ich persönlich finde den Zeitraum von zehn Tagen nach Silvester etwas kurz gegriffen und hätte lieber zwanzig Tage abgewartet, um die Folgeinfektionen von Silvester in den Statistiken zu sehen.
Sollten die Zahlen aber wirklich heruntergehen, dann kann man nur hoffen, dass die Deutschen ihre Eigenverantwortung wieder finden und sich trotzdem weiterhin dezent zurückhalten, was große Parties und Zusammenkünfte anbelangt, sonst schwant mir schon Böses im Sinne einer dritten Welle.
Am 5. Januar 2021 findet erneut eine Bewertung des Infektionsgeschehens statt und wenn die Ministerpräsidenten nicht wieder, wie im November, noch ein paar Wochen die Zahlen anstarren wollen, Kanne s auch direkt dann schon ein Update der Maßnahmen geben.