Für die Bewertung des aktuellen Infektionsgeschehens werden mehrere Kennzahlen herangezogen, darunter auch der 7-Tage-Inzidenz-Grenzwert. Denn die reine Zahl der Neuinfektionen ist wenig aussagekräftig, um einen Trend ablesen zu können. Auch die Auslastung der Intensivstationen, Zahlen der an COVID-19 verstorbenen fließen in die Beurteilung der aktuellen Situation und einer möglichen Entwicklung mit ein.
Da ich im Rahmen meiner Corona-Tagebücher inzwischen häufig den 7-Tage-Inzidenz-Grenzwert erwähne und viele Maßnahmen mit diesem Wert begründet worden, möchte ich an dieser Stelle ein wenig Licht ins Dunkel bringen.
Was ist der 7-Tage-Inzidenz-Grenzwert?
Der Sieben-Tage-Inzidenzwert setzt die absoluten Infektionszahlen in Relation zur Einwohnerzahl.
Sieben Tage deshalb, weil dies für die Corona-Pandemie ein guter Zeitraum ist, um Entwicklungen in der Infektionsausbreitung abzubilden.
Um ihn zu berechnen, addiert man die absoluten Infektionszahlen der letzten sieben Tage einer Region auf, teilt diese Summe durch die möglichst aktuelle Einwohnerzahl und multipliziert sie mit 100.000, um einen regionsübergreifend vergleichbaren Wert zu erhalten.
Formel zur Berechnung der sieben-Tage-Inzidenz
Die Formel für die Berechnung der Sieben-Tage-Inzidenz sieht somit wie folgt aus:
Anzahl der Fälle der letzten sieben Tage aufsummiert und geteilt durch die Anzahl der Einwohner multipliziert mit 100.000
Für Hamburg als Region könnte ein Beispiel zur Berechnung der 7-Tage-Inzidenz so aussehen:
((77+65+46+47+71+21) / 1.899.000) * 100.000 = 17,22 7T-Inzidenz
Bei wie vielen täglichen Infektionen überschreitet Hamburg den Grenzwert?
Wieviele Infektionen würden wir in Hamburg nun haben müssen, um die 50er Marke zu knacken?
Die Formal dafür ist quasi die Rückrechnung aus Basis des bekannten Grenzwertes und der ebenfalls bekannten Einwohnerzahl:
50er Grenzwert geteilt durch 100.000 multipliziert mit der Anzahl der Einwohner und dann noch mal geteilt durch sieben, um einen Tagesdurchschnitt zu erhalten
Das ergibt für Hamburg:
((50 / 100.000) * 1.899.000) / 7 = 136 tägliche Neuinfektionen (im Durchschnitt)
Wir müssten in Hamburg also täglich im Durchschnitt 146 Neuinfektionen haben, um die 50er Marke zu knacken.
Wieso findet die Anzahl der Tests keine Berücksichtigung?
In den Kommentaren wurde viel darüber gesprochen, wie es denn mit der Anzahl der Tests ausschaut.
Denn: je mehr getestet wird, desto mehr Fälle findet man ja auch.
Nun, da fängt es dann an, etwas komplizierter zu werden. Denn schließlich finden PCR-Tests (das sind die verbindlichen Tests, die in die Statistik mit einfließen) nur statt, wenn ein konkreter Verdacht eine Infektion besteht.
Also beispielsweise beim Auftreten von Symptomen oder einem positiven Schnelltest.
Es wird also nicht einfach zufällig und blind jeder Dahergelaufene getestet, sondern die Anzahl an Tests orientiert sich an eben diesen Kriterien und deutet schon darauf hin, dass bei mehr Tests eben auch mehr Infektionen vorhanden sind, die so nachgewiesen werden. Würde man in Regionen, in denen bisher wenig getestet wird, weil es wenig Verdachtsfälle gibt, nun vermehrt testen, würde man im Verhältnis nicht so viele Infektionen feststellen, wie in anderen Regionen.
Auf Correctiv gibt es dazu einen sehr interessanten Artikel, der auch auf die mathematische Datenbasis eingeht und die Stärken und Schwächen der 7-Tage-Inzidenz sehr gut erklärt.